Hintergrundwissen zum Iran
Der Iran und seine früheren Hochkulturen haben eine ca. 6000 jährige Geschichte. Einige Eckdaten und geschichtliche Hintergrundinformationen, die zum Verständnis der nachfolgenden Texte beitragen, entstammen der relativ aktuellen Vergangenheit und der Gegenwart Irans.
Fakten, Zahlen und Wissenswertes
Iran bedeutet „Land der Arier“ und bezeichnet ursprünglich jene Menschen, die eine indo-germanische Muttersprache sprechen. Das Kernland der Arier sind der Iran, Afghanistan, Pakistan und Indien. 21
Arier bedeutet „Nicht die anderen = die eigenen (Leute)“.
Iran wurde im Abendland bis ins 20. Jahrhundert als Persien bezeichnet und geht auf Pars, das Kernland der Achämeniden Dynastie im 6. Jahrhundert v. Chr. zurück.
Religion:
- 98% Muslime ( 89% Schiiten, 9 % Sunniten )
- 2% Christen, Zoroastrier, Juden, Bahai und andere
Durchschnittsalter der Iraner beträgt 27.8 Jahre:
Über 43 % der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt und somit nach der islamischen Revolution geboren.
Bildung in der islamischen Republik:
- 4,7 % des BIP floss 2010 in den Bildungssektor
- 2007 waren es im Iran sogar 5,5%, somit wurde 1% mehr in die Bildung als in Deutschland
- 65 % aller Studierenden sind Frauen
Iran ist ein Vielvölkerstaat bestehend aus folgenden Ethnien:
- Perser: 61-63%
- Aserbaidschaner: 16%
- Kurden: 7-10%
- Luren: 6%
- Araber: 2%
- Belutchen: 2%
- Turkmenen: 1-2%
- weitere Turkvölker 1%
- sonstige Ethnien 1%
- Armenier, Aramäer/Assyrer,
- Georgier, Juden
Iran und Islam
Noch bevor der Iran durch die islamische Expansion zu einem islamisch geprägten Land wurde, herrschte eine lange Zeit (Zeiten variieren zwischen 1800 Jahre v. Chr. bis 600 v.Chr.) die monotheistische Religion namens Zoroastrismus, dessen Religionsstifter Zarathustra war.
Erst Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. erreichte der Islam den Iran. Allerdings vollzog sich der Wandel zum Islam über Jahrhunderte hinweg und stieß wegen des bereits intakten Religionssystems auf Widerstand.
Der schiitische Islam der hauptsächlich im heutigen Iran existiert, entstammt aus der Zeit, als die Nachfolge des Propheten Mohammeds bestimmt werden sollte. Unter den Muslimen herrschte Uneinigkeit, obwohl der Prophet Mohammed kurz vor seinem Tod verkündete: “Jeder, dessen Herr ich bin, der hat auch Alī zum Herrn“.
Jedoch setzten sich die Anhänger von Abu Bakr durch und Ali wurde nicht zum Nachfolger Mohammeds ernannt. Auf Abu Bakr folgten zwei weitere Nachfolger und erst dann Ali im Jahr 644, der gleichzeitig Schwiegersohn und Vetter des Propheten Mohammeds war.
Doch weiterhin gab es Kritiker, die Ali nicht als 4. Khalifen anerkannten. Somit entzweiten sich die Muslime in die heute bekannten Sunniten und Schiiten.
Für die Schiiten war Ali der erste Imam 30 und nur seine Nachfahren, also auch die direkten Nachfahren des Propheten Mohammeds, konnten zum Imam werden. Daraus ergibt sich, dass die Schiiten zwölf Imame kennen.
Da der letzte Imam (Mohammad al-Mahdi) der verborgene Imam ist, und keine Nachkommen hat, endet mit ihm die Liste der Imame, die direkt vom Propheten Mohammad abstammen. Nach Ansicht der Schiiten ist der zwölfte Imam aber nicht gestorben und sie glauben daran, dass er wiederkehren wird, um die Mission des Propheten zu vollenden.
Imam Ali war außerdem dafür bekannt, dass er – im Unterschied zu den ersten islamischen Besatzern Irans – keine Unterschiede zwischen arabischen Muslimen und zum Islam konvertierten Iranern machte und ihnen gleiche Rechte einräumte. So kam es dazu, dass der Iran mehrheitlich den 4. Khalifen anerkannte und sich zum größten Land und Vertreter des schiitischen Islams entwickelte.
Der Islam hat sich seit über 1300 Jahren im Iran etabliert und ist fest in den Köpfen der iranischen Bevölkerung verwurzelt. Dennoch hat ein Großteil der Kultur der vorislamische Epoche bis in die heutige Zeit überlebt. Viele Epochen und Regierungen, die versucht haben nur den Islam oder nur die vorislamische Kultur hervorzuheben, sind kläglich daran gescheitert. Der Iran definiert sich heute sowohl über die Kultur als auch über die Religion, welche in dieser Form in der islamischen Welt einzigartig ist.
Der Hejab
Der „Hejab“ bezeichnet die Verhüllung des weiblichen Körpers außer dem Gesicht und den Händen. Der Hejab wird nicht vor dem Ehemann und der eigenen Familie (wobei auch hier einige Ausnahmen gelten, siehe Mahram) getragen. Eine Ganzkörperverschleierung, wo auch Gesicht und Hände bedeckt werden, hat nichts mit dem Islam zu tun, sondern ist eine rein kulturelle Besonderheit, die kaum im Iran anzutreffen ist.
Wann sich eine Frau verhüllen muss, wird mit dem Wort Mahram erklärt. Dabei ist Mahram ein Verwandter der Frau, mit dem die Heirat nicht erlaubt ist. Folgende Personengruppen sind Mahram zu einer islamischen Frau Mahram:
- Die Väter und Großväter der Frau, mütterlicher- sowie väterlicherseits.
- Die Väter der Ehemänner der Frau.
- Die Söhne der Frau und die Söhne ihrer Ehemänner.
- Die Brüder der Frau, egal ob Halbbrüder oder nicht.
- Die Söhne der Brüder und der Schwestern der Frau.
- Ihre Onkel mütterlicher- und väterlicherseits.
- Den genannten 6 Gruppen sind Männer gleichgestellt, die durch das Stillen zu Verwandten geworden sind, wie z.B. Milchbrüder oder auch Babys, die von der Frau gestillt wurden.
Dies ergibt sich aus dem Ausspruch des Propheten: „Durch das Stillen wird verboten, was aufgrund der die Abstammung verboten ist.“